1.2.11 Empfehlungen für Parkraummanagement (E PM)

Datum der Konstituierung: 02.09.2022
Leitung: Prof. Dr.-Ing. Jeanette Klemmer

 

Problem / Ziel

Der Umgang mit Parkraum, d.h. den Flächen für den ruhenden Kfz-Verkehr, ist im Kontext von Verkehr und Stadtentwicklung eine der zentralen planerischen aber auch kommunalpolitischen Herausforderungen. In stadtgesellschaftlichen Diskursen zu diesem Thema treten oft stark divergierende Positionen zutage. Zugleich verändern sich die Rahmenbedingungen für Parkraum bereits heute oder in absehbarer Zukunft: Elektrifizierung, Automatisierung, Mobilitätswende, Flächenknappheit und Klimaanpassungsnotwendigkeiten sind nur Beispiele für Entwicklungen mit deutlichen Auswirkungen auf den Parkraum. Entsprechend besteht seitens der verkehrsplanerischen Praxis ein großer Bedarf für Empfehlungen für den richtigen Einsatz der Instrumente für Dimensionierung und Managements von Parkraum. 

Die „Empfehlungen für Anlagen des ruhenden Verkehrs“ (EAR) decken insbesondere die bauliche Gestaltung (Bemessung) von Parkraum ab. Darüber hinaus enthalten sie eine allgemeine Orientierung zur Abschätzung eines angemessenen Parkraumangebots (Dimensionierung). Allerdings gehen Gestaltung und Steuerung von Parkraum weit über bauliche Aspekte hinaus. Zudem gibt es unbestritten Rückkopplungen zwischen Parkraumangebot und der Verkehrsnachfrage und damit auch dem fließenden Verkehr. Die Dimensionierung des Parkraumangebots und seine Steuerung sollten einen maßgeblichen Beitrag zum Erreichen verkehrs- und stadtplanerischer Zielsetzungen leisten. In den Regelwerken der FGSV fehlen bislang konkrete Empfehlungen dahingehend, wie dies mit Instrumenten zur Steuerung des Parkraums erreicht werden kann. Die EPM zielen darauf ab, diese Lücke zu schließen und damit eine konzeptionelle und übergeordnete Vorstufe zu den EAR im Hinblick auf den ruhenden Kfz-Verkehr zu bilden. 

Die EPM beschäftigen sich entsprechend der etablierten Begriffsbestimmung zum Parkraummanagement (siehe z.B. Agora Verkehrswende) mit unterschiedlichen Arten des Parkraumangebots (private Stellplätze, öffentlich zugängliche Stellplätze, öffentliche Parkstände), mit den Instrumenten der Parkraumsteuerung (v.a. Ausweisung von Parkständen/Parkverboten im öffentlichen Raum, Stellplatzsatzungen, Genehmigungen/Förderung von Sammelgaragen, Betriebliches Stellplatzmanagement) und mit Parkraumbewirtschaftung (z. B. Parkgebühren und Bewohnerparken). Dabei behandeln die EPM sowohl den Umgang mit bestehendem Parkraum als auch mit neu zu errichtendem Parkraum, differenziert nach unterschiedlichen Gebieten (z. B. Lagetyp, Nutzung, Bestandsgebiet/Neubaugebiet). 

Zielsetzung der EPM sind Empfehlungen zur Ausgestaltung und Anwendung von Instrumenten zum Parkraummanagement, sodass der Parkraum ein integraler, unterstützender und konsistenter Baustein der übergeordneten kommunalen Mobilitätsplanung ist. Konkrete, quantitative, situationsunabhängige Richtwerte zur Gestaltung von Parkraum sind damit nicht Hauptgegenstand der EPM. Stattdessen steht im Fokus, wie der Parkraum zu dimensionieren und zu steuern ist, um politisch oder planerisch gesetzte, übergeordnete Zielsetzungen zu unterstützen. Hierzu gehören insbesondere auch städtebauliche Ziele, z. B. im Hinblick auf Flächenaufteilung, sowie Wechselwirkungen zwischen ruhendem und fließendem Verkehr und mit anderen Verkehrsmitteln. 

Von besonderer Bedeutung ist dabei, welche Wirkungen Instrumente des Parkraummanagements auf unterschiedliche Nutzendengruppen (insbesondere nach Wegezweck) in unterschiedlichen Situationen haben. So sind von der Wohnbevölkerung eines Gebietes andere Reaktionen zu erwarten (z. B. Anmietung von Stellplätzen, Reduktion des Pkw-Besitzes) als vom Besuchsverkehr (z. B. andere Zielwahl, Verkehrsmittelwahl). Eine detaillierte und für die Praxis verwertbare Aufgliederung des Zusammenhangs von Angebot und Nachfrage im Kontext des Parkens sowie eine Klärung des Begriffs „Parkdruck“ bilden somit den methodischen Ausgangspunkt der EPM. Zum aktuellen Zeitpunkt scheint absehbar, dass bis zur Veröffentlichung der EPM kaum quantitative Ergebnisse für die Wirkungen von Parkraummanagement auf unterschiedliche Nutzendengruppen vorliegen werden. Im Zuge der Erstellung der EPM wird deshalb auch entsprechender Forschungsbedarf konkretisiert, um Forschung in dieser Hinsicht zu initiieren. Eingang in die EPM werden aber alle entsprechenden bekannten Befunde sowie aktuelle Expertise und konzeptionelle Zusammenhänge finden, um Entscheidungsträgerinnen und -träger bei der Identifikation und Ausgestaltung geeigneter Parkraummanagementinstrumente zu unterstützen. 

Darüber hinaus werden die EPM aber auch sehr konkrete Empfehlungen für ausgewählte Fragestellungen beinhalten, zu denen bisher keine Orientierungswerte vorliegen. Dazu zählen etwa Parkraum-Erreichbarkeit/Fußwegentfernungen oder Identifikation städtebaulicher Situationen, in denen zur Vermeidung von Parkraumsuchverkehr kein Parkraum ausgewiesen werden sollte. Weitere konkrete Orientierung werden die EPM zur Thematik der Umnutzung öffentlichen Straßenraums im Rahmen des Gemeingebrauchs bzw. zu den Möglichkeiten dessen Umwidmung mit dem Ziel erweiterter Optionen geben. Dabei betrachten die EPM durchgängig auch die Anforderungen gewerblicher Verkehre, darunter des Lieferverkehrs (z. B. Ladezonen).

Nutzende der Empfehlungen 

Typische Nutzende der Empfehlungen sind Planende, Politikerinnen und Politiker in Kommunen sowie Ingenieurbüros und Beratungsunternehmen in deren Auftrag und private Akteure (z. B. arbeitgebende Unternehmen), die Orientierung bei der Bereitstellung und Bewirtschaftung von Parkraum benötigen.

Grobe Gliederung des Inhalts

  1. Einleitung/Begriffsdefinition
  2. Rechtliche Rahmenbedingungen des Parkraummanagements
  3. Anforderungen an den Parkraum
  4. Zusammenhang zwischen Parkraumangebot und -nachfrage für unterschiedliche Nutzergruppen
  5. Instrumente der Parkraumsteuerung und deren Wirkungen
    5.1 Ausweisung von Parkständen
    5.2 Stellplatzsatzungen
    5.3 Sammelgaragen
    5.4 … 
  6. Abschließende Empfehlungen

Angestrebtes Ergebnis

Regelwerk (Empfehlungen R 2) – 2025

GREMIENVERZEICHNIS
Gremienauswahl